Freitag, 4. März 2016

Geht zur Wahl!

Am kommenden Sonntag sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg. Ganz grundsätzlich ist es eine gute Idee, den wenigen politischen Einfluss zu nutzen den wir haben und sein Kreuzchen zu setzen. Der Zeitaufwand ist minimal und da die Wahllokale bis um 18:00 offen haben, sollte es auch mit dem schlimmsten Kater möglich sein sich dorthin zu schleppen. Oder man beantragt eben Briefwahl.

sonntagsfrage
Quelle: http://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundeslaender/baden-wuerttemberg/sonntagsfrage/

Und gerade in politischen Zeiten wie der aktuellen ist es umso wichtiger seine Wahl zu treffen. Wir sollten uns mit allen Kräften gegen Rechtspopulismus, Verfassungsmissachtung und Missachtung der Menschenrecht stellen. Die alfa, NPD, und REP werden vermutlich nur vom ganz ganz rechten Rand gewählt. Die AfD hat sich geschickt getarnt und ist durch Nischen und Angstschüren bei den Bürgern angekommen die mit der Politik, den Lebensbedingungen und vor allem sich selbst nicht zufrieden sind. Sie ist für Leute wählbar, die sich selbst nicht rechtspolitisch einordnen würden. Es mag auch so sein, dass einige der Wähler die AfD schlichtweg wegen ihrer Finanz- oder Asylpolitik wählen. Das Problem dabei ist: Man wählt nicht nur einen Aspekt des Parteiprogramms, sondern das Gesamtpaket.

Und für alle Menschen mit dem Argument: "Das wird in den Medien völlig falsch dargestellt!": Hier:
https://www.alternativefuer.de/wp-content/uploads/sites/7/2016/02/Landtagswahlprogramm_AfD-BW_2016.pdf gäbe es dann mal das Wahlprogramm zum nachlesen für alle. Kurz gesagt:

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Kriminalität & Sicherheit


"Datenschutz darf kein Täterschutz sein."

Hört sich ja nett an, aber wie um alles in der Welt, wollt ihr dass denn machen, dass eine Lockerung des Datenschutzes nicht zum Missbrauch der Daten und zu erhöhter Gefährdung potentieller Opfer führt? Was ich in dem Abschnitt rauslese ist vielmehr: Überwachung für alle - bist du lieb und nett, hast du ja eh nichts zu befürchten. Nein. Lieber nicht die Türen öffnen für ein lockeren Datenschutz a la Facebook. Im weiteren steht dort:

"Wirkungsvolle Integration setzt dort an, wo sie am dringendsten benötigt wird, nämlich bei straffällig gewordenen Menschen mit Migrationshintergrund."

Ahja. Ihr wisst aber schon, wer da alles zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählt, oder? Alle nach 1949 zugezogene, und Kinder jener Leute. Auch wenn nur ein Elternteil aus dem Ausland zugezogen ist. Oder Spätaussiedler (Zuwanderer mit deutschen Wurzeln aus einem (ehemaligen) Ostblockstaat… allen voran die DDR… oder denken wir mal an all die Deutschen die aus Ungarn zurückkamen). Was ihr mit eurem Wunsch nach einer detailliert aufgeschlüsselten Polizeistatistik aber meint, ist meiner Vermutung nach was anderes…

"Wir regen an, einen 'Tag des Heimschutzes' einzuführen…"

Ich weiß ja nicht ob ich lachen oder weinen soll. Ich hätte dann auch gern den Veggie-Day der Grünen und mehr Schweinefleisch in den Kantinen um mit der CDU zu gehen. Jeder Partei seinen eigenen Schwachsinnstag. Der 'Tag des Bieres' den DIE PARTEI proklamiert halte ich dabei für den erstrebenswertesten.

"Wer als Ausländer in Deutschland schwere Straftaten begeht oder wiederholt straffällig wird…." Blabla.

Was ich in dem Abschnitt vor allem lese: Ausländer. Wie wäre es mal damit etwas neutraler von Wiederholungstätern an sich zu sprechen, anstatt implizit auszudrücken, dass nur Ausländer (oder Menschen mit Migrationshintergrund (jetzt hätte ich doch fast Migrationshitlergrund geschrieben) wiederholt straffällig werden. Mir ist es grundsätzlich egal von welcher Nationalität ich ausgeraubt werde. Hauptsache der Täter oder die Täterin wird geschnappt und kriegt eine angemessene Strafe. Aber eigentlich möchte ich lieber gar nicht ausgeraubt werden.


Asylrecht:

"…Wird dieser Zustrom nicht gestoppt, so ist das Ende der deutschen und europäischen Kultur besiegelt. Die Zukunft unseres Landes und unserer Keiner darf nicht derart verantwortungslosen politischen Hasardeuren überlassen werden."

Es wäre schön, wenn ihr da von euch selbst reden würdet, aber vermutlich tut ihr das nicht. Aber ich finde ja auch, dass durch die Öffnung der Grenze der DDR damals ein Haufen unkultivierter, krimineller und verrohter Menschenschlag die Westdeutsche Kultur zerstört hat.

"Nach australischem Beispiel sind auf dem Mittelmeer aufgebrachte Flüchtlingsboote in ihre Heimathäfen zurückzuschleppen. […] Dies alles ist nicht etwa inhuman – auf diese Weise musste Australien seit über einem Jahr keinen einzigen toten Flüchtling mehr beklagen."

Eh ja. Sie sterben dann eben nicht mehr auf australischem Boden. Traue keiner Statistik die du nicht selbst zurecht gebogen hast.

"Deutschland muss das Recht haben, Menschen, die unsere Kultur, unsere rechtliche Verfasstheit und unsere Werte grundsätzlich ablehnen, oder die ihre archaischen Gesellschaftsstrukturen und Gesetze hierzulande gar einführen wollen, den Aufenthalt zu verweigern."

Andere Kulturen zu achten und respektieren gehört also eher nicht so zu unseren Werten. Liebe AfD: Was genau sind denn diese deutschen Werte eigentlich von denen ihr immer schreibt? Ich weiß es wirklich nicht.

"Dazu gehört das Tragen des islamischen Kopftuchs. Bei ihm handelt es sich um ein religiös-politisches Symbol repressiver Strömungen im Islam und es steht für die Ungleichbehandlung der Frau."


Gut dass ihr umfassend darüber informiert seid, wofür das Kopftuch steht. Eine geringere Aussagekraft haben nur die Vorhersagen bezüglich meiner Partnerschaftsqualität anhand meiner Schlafposition. Ähnlich schlau wäre auch folgende Aussage: "Menschen mit Torte im Gesicht sind dumm."


Finanzpolitik:


"Nicht nur Steuerhinterzieher, sondern auch Steuerverschwender schaden unserem Gemeinwesen. Die Verschwendung von Steuergeldern ist genauso hart zu bestrafen wie die Steuerhinterziehung."

Gut. Dann fangt doch bitte bei euch selbst an. Um die Parteifinanzierung zu erhalten, habt ihr (ebenso wie DIE PARTEI) eine Lücke im System ausgenutzt und Gold verkauft um den Zielumsatz zu erreichen, den man benötigt um die Parteifinanzierung abzugreifen. Ich empfinde meine steuerliche Beteiligung an eurer Parteifinanzierung als Verschwendung.


"Bürgerarbeit statt Hartz IV […] Bürgerarbeit soll ca. 30 Wochenstunden umfassen und mit ca. 1.000 EUR monatlich sozialversicherungspflichtig entlohnt werden."

Yay! Zurück zur Zwangsarbeit. Reduktion von nicht-geringfügig entlohnten Arbeitsplätzen. Degradierung des Wertes von Arbeit.


Familie:

"Wir respektieren die eingetragene Lebenspartnerschaft. Deren Gleichstellung mit der Ehe lehnen wir aber ab. Das Recht auf Adoption muss Ehepaaren vorbehalten bleiben. Wir sind fest davon überzeugt, dass es für das Wohl von Kindern und Jugendlichen am besten ist, wenn sie von Vater und Mutter umsorgt aufwachsen."

"Dass derzeit mehr als jede dritte Ehe in Deutschland geschieden wird, ist nicht akzeptabel."

"da nur die Ehe zwischen Mann und Frau eine Familie begründen kann."


Kurz gefasst: Ehe zwischen Mann und Frau. Kinder nur für diese Konstellation. Eingetragene Lebenspartnerschaften werden eher Zähneknirschen toleriert. Scheiden lassen solltet ihr euch bite auch nicht. Alleinerziehende gelten dann fortan auch nicht mehr als Familie.

"Kindergarten und Schule sind auf Mädchen zugeschnitten, Jungen erfahren eine strukturelle Benachteiligung."

Aahhhja. #hyposparty ?!

"Die Alternative für Deutschland setzt sich für eine Willkommenskultur für Un- und Neugeborene ein und wendet sich gegen alle Versuche, Abtreibungen zu bagatellisieren, sie staatlicherseits zu fördern oder sie gar zu einem „Menschenrecht“ zu erklären. Schwangeren in Not müssen konkrete Hilfen angeboten werden, damit sie sich für ihr Kind entscheiden können."

Keine Abtreibungen mehr. Ungewollte Schwangerschaften? Hätteste mal besser aufgepasst.

"Die Bindungsforschung hat eindeutig gezeigt, dass es für die seelische und soziale Entwicklung und die spätere Bildung von Kindern und Jugendlichen am besten ist, wenn sie von Vater und Mutter umsorgt aufwachsen können."

Nein hat sie nicht. Das ist schlichtweg falsch. Die Bindungsforschung hat gezeigt, dass Kinder dann am besten aufwachsen, wenn sie einen sicheren Bindungsstil zu wenigstens einer Person aufbauen können. Ob diese weiblich oder männlich ist, ist egal. Es muss auch nicht ein biologisches Elternteil sein, sondern kann auch der Nachbar oder die Kindergärtnerin sein. Und ob die Bindungsmuster mit den Erziehungsberechtigten immer so den sicheren Bindungsstil aufweisen, halte ich für sehr zweifelhaft.


Bildung:

Kurz gefasst: Elitenförderung. Kriteriumsorientierung. Noten - Noten - Noten. Individualität & Neigungsbezogene Unterrichtsangebote: Fehlanzeige. Zucht und Ordnung!

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Entschuldigung. Nach dem Bildungsabschnitt wollte ich dann auch nicht mehr weiterlesen. Aber das könnt ihr dann ja auch selbst machen.

Hab ich schonmal erwähnt, dass mich das Logo der Partei immer an Werbung für potenzsteigerende Arzneimittel erinnert? Dieses Viagra-Blau mit dem aufwärtsgerichteten Pfeil. Irgendwie verstörend.

Sonntag, 28. Februar 2016

Wir haben das Streiten verlernt. Dank an die sozialen Apps.

Es ist der Wahnsinn. Wir leben in einer Welt mit wahnsinnig tollen Möglichkeiten, die verfügbaren Technologien sind der Hammer. Auf meinen Laptop, das Internet und vor allem das Smartphone will ich auf keinen Fall verzichten müssen. Aber gerade das Smartphone hat so seine Tücken. Wer ein Smartphone hat, gilt als immer online und immer verfügbar. Einige meiner Freunde und Bekannten haben das Anzeigen des Onlinestatus und die Lesebestätigung in den Kurzmitteilung-Apps bewusst abgeschaltet, da sie sich nicht dem Stress aussetzen wollen direkt antworten zu müssen, sobald sie eine Nachricht gelesen haben.

Das Smartphone kann uns viel Arbeit abnehmen, in Zeiten ohne Arbeit dient es der Beschäftigung und eigentlich immer wenn Zeit ist dient es dem sozialen Austausch über diverse Apps. Aber gerade dieser soziale Austausch kann zum Stress werden. Der Sender am anderen Gerät erwartet eine rasche Rückmeldung sobald die Nachricht als gelesen markiert ist. Es besteht wenig Verständnis dafür, dass man möglicherweise keine Zeit oder im Moment keine Lust hat zu antworten. In der Konsequenz schalten einige eben diese Lesebestätigung aus.


Wirklich bedenklich finde ich aber diese absolute Abart schwierige Themen oder gar Streitgespräche über Kurzmitteilungen zu führen. Das Phänomen beobachte ich in meinem Freundeskreis leider erschreckend häufig und auch ich selbst hatte da auch so meine Erlebnisse in den vergangenen Jahren. In jüngster Vergangenheit hab ich mich gerade zu dem Thema mit ein paar Leuten unterhalten. Und ich versteh es nicht. Das heißt, nein. Eigentlich verstehe ich es doch.

Wir sind mittlerweile fast alle irgendwie vernetzt… Facebook, WhatsApp, iMessage….. Wir pflegen unsere Sozialen Kontakte über diese Netzwerke. Sehen uns vielleicht seltener, bzw. häufiger durch den Bildschirm der in unseren Händen liegt. Wenn ich nun auf jemanden sauer bin, muss ich nicht warten bis ich diese Person wieder sehe. Ich muss noch nicht mal aktiv werden, mich aus dem Haus bewegen oder auch nur irgendwo anrufen. Nein. Ich kann eine für mich recht gefahrlose Option wählen, die sofort verfügbar ist. Es ist ein bisschen wie als würde man seinen Frust ins Tagebuch schreiben. Nur viel besser. Statt ins Tagebuch schreiben wir einfach eine Kurzmitteilung. Und der Frust wird recht ungefiltert bei der Person abgeliefert die wir für unseren Frust verantwortlich machen. Das bei einer Textnachricht sehr wichtige nonverbale Informationen verloren gehen - da gar nicht vorhanden - kommt uns gar nicht in den Sinn. Wir vernachlässigen voll und ganz den Fakt, dass mein Gegenüber möglicherweise völlig unvorbereitet von dem Frust überrascht wird, wir wissen nicht in welcher Situation er diese Nachricht erhält und wir wissen auch nicht wie er diese Nachricht auffasst. Von Problemen mit der Autokorrektur wollen wir mal gar nicht anfangen. Man lädt also seinen Frust mehr oder minder ungefiltert irgendwo ab. Um dann nicht mehr verfügbar zu sein. Man benutzt eine Einbahnstraße. Und eigentlich ist das ziemlich unfair. Das ist ein bisschen so als ob man jemandem aus dem Schlaf heraus ein rohes blutiges Schnitzel ins Gesicht klatscht und dann schon wieder zum Fenster raus ist, bevor der andere überhaupt nur die Chance hat zu Fluchen.

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Bildquelle: https://flic.kr/p/C2zce8

Ein Streitgespräch über WhatsApp zu führen ist der Missbrauch eines sozialen Netzwerkes als asoziales Netzwerk. Und obendrein ziemlich feige. Zumindest wenn man gar nicht dazu bereit ist das betreffende Thema dann auch im direkten Kontakt zu besprechen. Weil dann müsste man sich ja dem möglichen Gegenwind des Anderen aussetzen. Und das wollen wir ja lieber mal vermeiden. Weil wir dann angreifbar sind, uns unsere Verletzlichkeit dann bewusst wird. Und dann kommt mir der erschreckende Gedanke, dass wir gar nicht mehr richtig streiten können. Dass wir vielleicht gar nicht mehr in der Lage sind einer Gegenpartei zuzuhören, Kritik anzuhören, reflektieren und anzunehmen. Vielleicht werden wir im Zuge der Weiterentwicklung virtueller sozialer Netzwerke immer egoistischer und selbstbezogener.

Vielleicht sollten wir auch einfach mal alle aufhören Diskussionen über eine winzige Tastatur in ein elektronisches Gerät einzuhacken und uns mit den Tücken der Autokorrektur rumschlagen. Viellicht sollten wir mehr miteinander reden und weniger schreiben. Ich für meinen Teil hab mir überlegt, dass ich vielleicht in Zukunft gar nicht mehr auf emotionales Geblaffe in Kurzmitteilungen eingehen möchte. Schon allein weil es mir viel zu anstrengend ist die richtigen Worte für die schriftliche Form zu finden. Es ist nämlich so, das es auf der schriftlichen Ebene sehr viel schwieriger ist einen Text so zu verfassen, dass beim Empfänger genau die Information ankommt, die ich als Sender beabsichtigt hatte. Im realen Kontakt können hier nonverbale Signale eingesetzt und gedeutet werden. Oder man fragt einfach schnell nach. Konflikte klären sich
face-to-face einfach wesentlich effizienter und zielorientierter.

Samstag, 27. Februar 2016

Bachelorette of Science.

10 Wochen und 2 Tage. So lange dauerte es vom Eingang der Bachelorarbeit in der Uni bis zu dem Zeitpunkt zu dem ich meine Note endlich erfuhr. Zwischenzeitlich war ich felsenfest davon überzeugt das Thema verfehlt zu haben und somit durchgefallen zu sein. Nach knapp 8 erkundigte ich mich per Mail nach dem Bearbeitungsstand. Eine Woche später erfuhr, dass die Begutachtung weitestgehend fertig gestellt sei. Ich wartete also nochmals ab. 2 Wochen später meldete ich mich wieder per Mail und bekam die Info, dass meine Begutachtung schon seit über einer Woche dem Prüfungsamt vorläge. Ich solle mich an die dortigen Personen wenden. Tat ich. Denen lag keine Note vor. Also doch wieder im Lehrgebiet bei der Assistentin angerufen. Und wie durch ein Wunder: Just an dem Morgen sei das Gutachten des Zweitkorrektor reingekommen…. Wie dem auch sei: Nachmittags stand meine Note im online-Prüfungsportal - und ich war mehr als happy. Und bin es immer noch.

Wer auf das Foto klickt folgt einem Link. Dort könnt ihr meine Bachelorarbeit runterladen, wenn ihr möchtet. Die Eckpunkte der Begutachtung werden dort auch zu finden sein.

Ich hätte da im Übrigen auch noch 3 Fehldrucke im Angebot, bei denen die Tabelle etwas verrutscht war. Falls jemand Interesse an einer (signierten) Printversion dieser überragenden Arbeit hat…. ;)

BA

Good Bye.

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Wenn Panta nicht die geilsten Hundeohren der Welt hatte, dann weiß ich auch nicht. Es ist schon lange her, dass ich den letzten Spaziergang mit ihr machte, aber in gewisser Hinsicht war sie einfach mein Kind. Von heute auf morgen musste sie gehen. Eine Vorwarnung gab es nicht. Mach es gut Panti!

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Dienstag, 23. Februar 2016

Terror - Ferdinand von Schirach.

Ferdinand von Schirach ist in der Welt des Rechts und der Literatur ein bekannter Mensch. Das ZDF verfilmte letztes Jahr die Schuldserie mit Moritz Bleibtreu und das war schon ziemlich gut anzusehen. Neben Essays und Romanen schrieb er mittlerweile auch ein Theaterstück, in dessen Genuss ich vergangene Woche kam.

Das Stück stellt mit einem einfachen Bühnenbild den Gerichtssaal dar. Das Publikum hat die Aufgabe als Schöffengericht den Angeklagten zu verurteilen oder frei zu sprechen. Anderthalb Stunden ist insgesamt nur wenig Bewegung auf der Bühne und dennoch ist man von der Geschichte gefesselt und verliert zu keinem Zeitpunkt die Aufmerksamkeit.
Worum gehts in derer Verhandlung?

Ein Flugzeug auf dem Flug von Berlin nach München wird entführt. Der Terrorist lässt Kurs nehmen auf die voll besetzte Allianzarena in München. Knapp 50 Minuten nachdem der Flugzeugentführer sein Vorhaben kund tat schießt ein Kampfjetpilot die Passagiermaschine ab. 167 Menschen sterben. Dafür überleg 70.000 im Fussballstadion. Mittels Staatsanwalt, Verteidiger und Nebenklägerin (und natürlich auch dem Täter) werden verschieden Ansichten von Gerechtigkeit, Moral und Prinzipien präsentiert. Die Frage die sich jeder Einzelne Zuschauer vor de Urteilsverkündung dann stellen soll ist ob der Täter verurteilt wird, weil er 167 Menschen ermordet hat, oder ob er freigesprochen wird, da er 70.000 andere gerettet hat.

Es stellt sich die Frage ob es gerechtfertigt ist ein Menschenleben gegen ein anderes aufzuwiegen. Ob man einige wenige Menschen (die offenkundig ohnehin dem Tod geweiht sind) opfern darf um eine Mehrzahl zu retten.

Die Auseinandersetzung mit moralischen Dilemmata im Rahmen von Gedankenexperimenten ist nun nicht neu. In den 1950ern wurde der Weichenstellerfall entwickelt: Man stelle sich vor, dass ein Zug ausser Kontrolle geraten ist und nun droht er fünf Menschen zu überrollen. Durch umstellen einer Weiche könnte der Zug umgeleitet werden. Die fünf Menschen überleben. Unglücklicherweise steht aber dort ein einzelner Mensch. Darf nun der Tod eines einzelnen Menschen in Kauf genommen werden um das eben anderer zu retten?

Es ist eine spannende Frage. Hier

http://terror.kiepenheuer-medien.de lassen sich die Abstimmungsergebnisse aus den verschiedenen Aufführungen einsehen. In unserem Fall wurde der Angeklagte mit einer 2/3 Mehrheit freigesprochen.

Wer Gelegenheit hat sich das Stück anzusehen: Auf jeden Fall hingehen! Man wird es kaum bereuen.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Dienstag, 9. Februar 2016

Emotionales Outsourcing.

Ein Freund von mir sucht (mehr oder minder aktiv) eine Partnerin. Das sorgt in unseren Unterhaltungen immer wieder für interessante und spannende Stories, schon allein, weil es unfassbar spannend ist andere Menschen und deren Lebensweise kennen zu lernen. Zumindest im Ansatz. Und es sorgt für überaus erstaunliche Einblicke in die scheinbar völlig verquere Gefühlswelt unserer Generation. (Wobei ich mich eigentlich nicht auf die eine Generation beschränken will, weil ich in der Tat gar nicht weiß, ob das ein aktuelles gesellschaftliches Drama ist, oder ob es schon zuvor alles so irrwitzig war).

Also was erzählte er mir?

Es beginnt ganz klassisch: Die Verkäuferin seiner Lebensmittel fand er ganz attraktiv und freundlich und je öfter er dort einkaufen ging, desto netter fand er sie. Irgendwann gingen sie aus, aßen leckere Sachen und unternahmen unterhaltsame Dinge. Bevor sich die freundschaftliche Beziehung intensivieren konnte wurde es - für mich - interessant. Die Dame erzählte ihm von irgendeinem Typ mit dem sie zeitgleich zu den Treffen mit ihm eine intimere Beziehung gepflegt habe, aber emotional sei das für sie nicht so interessant. Gegenüber meinem Freund sei es aber eher irgendwie anders rum. Und bevor sie sich da weiter emotional engagiere und die Beziehung intensiver und intimer würde, wolle sie gerne wissen wie es nun bei ihm aussähe. Genau. Es klingt irgendwie verdreht und kompliziert. Mein Freund sah mich recht entgeistert an und fragte mich, was das denn für ein Konzept sei. Was das solle. Ob das vielleicht emotionales Outsourcing sei. Hier vögeln und dort fühlen?! Ich musste lachen. Nicht zuletzt weil er eine ganz spezielle Art hat solcherlei Dinge zu erzählen.

Emotionales Outsourcing. Der Begriff blieb mir im Kopf. In den Tagen danach begegnete mir dieses 'Konzept' auch in ganz anderen Kontexten. Und zwar gar nicht mal so selten. Da werden Gefühle und Emotionen in Situation und an Personen abgeladen die damit überhaupt gar nichts zu tun haben. Um mal ein wenig abstraktes Beispiel zu wählen:

"Emotionales Outsourcing - Schwedenversion" Wir kaufen eine größere Menge Möbel zum Eigenaufbau zu Hause in einem großen Möbelhaus. Beim Aufbau zu Hause fehlt in einem Paket eine Schraube und in irgendeinem Holzstück ist ein Kratzer. Ausserdem lag der Hund in der Abwesenheit auf dem Sofa und hat dort seine Haare vom Typ Superhaftung eingearbeitet und der Chef hat uns am Tag zuvor mit irgendwas auf die Palme gebracht. Statt sich die fehlende Schraube im nächstgelegenen Baumarkt zu besorgen und sich zu sagen, dass sich der Kratzer an der Seitenwand des Schrankes befindet, welche niemand jemals sehen wird tut man folgendes: Wir packen frustriert und entnervt die Sachen wieder in den Karton, suchen noch eine halbe Stunde den Kassenbon um zu merken, dass er sich noch im Geldbeutel befindet und fahren 35 km zum Möbelhaus zurück. Die Fahrt über versuchen wir eine gewisse Aggressivität aufrechtzuerhalten und legen uns die Worte zurecht die wir dem Mitarbeiter an der Service-Theke an den Kopf knallen können. (Die Option in einem adäquaten Umgangston einen Umtausch des Artikels zu erbitten ist nicht verfügbar, da wir uns ja noch über die Hundehaare und den Chef aufregen. Dinge die wir glauben nicht ändern zu können). Das tun wir dann auch. Der Service-MA kann zwar nicht für unsere Lage und eigentlich wissen wir das auch, aber nach geglücktem Umtausch (okay…. wir finden es natürlich auch noch völlig überflüssig und unangebracht und nicht im geringsten Kundenorientiert, dass man den Umtauschartikel an der Warenausgabe abholen muss und er einem nicht direkt an der Service-Theke ausgehändigt werden kann), laufen wir selbstzufrieden durch den Laden, klopfen uns im Geiste auf die Schulter, dass wir es diesem furchtbar inkompetenten Konzern mal so richtig gezeigt haben, verlaufen uns fast im Labyrinth und kaufen uns danach einen Hot Dog. Weil mal ganz ehrlich: Selbst wenn alle völlig inkompetent sind in allen Bereichen…. des geht nichts über die Hot Dogs.

Was haben wir getan? Wir haben unseren Frust - der im Ausgangspunkt äußerst wenig mit dem mangelhaft verpackten Artikel zu tun hatte - an einer Stelle abgeladen wo er überhaupt gar nichts zu suchen hatte. Haben unsere Emotionen outgesourced. Und wir sind täglich von solchen Menschen umgeben. Jeden Tag sind wir mit Menschen konfrontiert, die ihren emotionalen Müll bei uns abladen und wir stehen in der Regel ziemlich irritiert da und fragen uns, was wir nun eigentlich gemacht haben. An manchen Tagen nehmen wir uns sowas sehr zu Herzen und an anderen Tagen merken wir ganz klar, dass wir damit überhaupt nichts zu tun haben und man gerade nur als Mülleimer missbraucht wird.

Samstag, 30. Januar 2016

Master Desaster (2)

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Während ich immer ungeduldiger auf die Note meiner Bachelorarbeit warte, bereite ich schonmal meine Bewerbung für einen Musterstudiengang vor. Ich bin da natürlich nun etwas wählerisch und möchte ganz unbedingt einen Master mit Schwerpunkt in klinischer Psychologie. Meine Durchschnittsnote ist objektiv gesehen eigentlich ziemlich gut, aus Sicht des NC…. Naja. Geht so. Ausreichend für die offiziellen NC. Ich befürchte aber, dass es bezüglich des 'realen' NC kritisch wird.


Jedenfalls. Ich beschäftige mich also mit den Voraussetzungen. Zunächst mit einer einfachen Frage: Welche Unis kommen auf Grund der Schwerpunkte in Frage? Man vertieft sich hinsichtlich Bewerbungsfristen, NC und ECTS Voraussetzungen. Und dann wühlt man sich durch gefühlt unzählige Prüfungsordnungen.

Und dann kommt man recht zügig an folgenden Punkt:

Liebe Unis, habt ihr eigentlich alle den Knall noch nicht gehört? Ich hoffe ihr fühlt euch alle ganz super dabei, Voraussetzungen zu schaffen, die ausschließlich von den eigenen Bachelorabsolventen zu erreichen sind, Verfahren zu entwickeln die sich bei der üppigen Anzahl an Universitäten scheinbar vollständig voneinander unterscheiden. Das fängt ja schon bei Formelkriterien an: Die einen wollen alles amtlich beglaubigt, die nächsten bitte nur eingescannte Online Formale und die dritten nehmen einfache Kopien. Weiter gehts mir Auswahltests, die mal verpflichtend und mal freiwillig sind. Hochkomplizierte Punktesysteme wo man in ziemlich undurchschaubarer Weise auf Grund seiner Bewerbungsunterlagen (wenn man es dann schafft die richtige Anzahl an Unterlagen an die richtige Uni zu schicken) irgendwie bewertet und eingestuft wird. Aber richtig abgefahren wird es - wie ich finde - bei den ECTS die zum Teil vorausgesetzt werden. Okay. Das man für einen Schwerpunkt in klinischer Psychologie Creditpoints in klinischer Psychologie nachweisen muss, kann ich jetzt unfair finden, aber es ist auch irgendwie noch nachvollziehbar. (Oder auch nicht, wenn man das aus der Perspektive einer Person betrachtet die seit 6 Jahren in der Psychiatrie arbeitet und damit sicherlich mehr Ahnung von klinischer Psychologie hat, als jeder Bachelorabsolvent… Aber gut.) Wirklich witzig wird es aber bei Statistik & Methodenlehre. Angefangen von 8 Punkten die man vorweisen können soll, lässt sich das beliebig steigern über 12, 15, 24 bis hin zu 40 Leistungspunkten. 40?! WTF?! Was macht ihr Freiburger mit euren armen Bachelorstudenten? Lernen die auch was anderes ausser Varianzanalysen & Testkonstruktion?

Ich seh mich in gar nicht allzuferner Zukunft eigentlich schon an einer dieser elitären Unis, die mir knapp 700€ im Monat abknöpfen. Meine Fresse.

Bildungssystem Deutschland: Fail.

Donnerstag, 21. Januar 2016

Zeig mir wie du deine Schokolade isst, und ich sage dir was für ein Mensch du bist.

Walter Mischel führte (neben einigen anderen Forschern) ganz wahnsinnig spannende Experimente durch. Er setzte Kinder vor Süßigkeiten und sagte ihnen, dass sie diese eine Süßigkeit jetzt gleich essen könnten, oder aber warten könnten bis man wieder zurück in den Raum käme. Wenn sie die vor ihnen liegende Süßigkeit in dem Zeitraum nicht essen würden, bekämen sie zwei Süßigkeiten.





Neben durchaus niedlich zu betrachtenden Kindern erbrachten verschiedene Längschnittstudien auch diverse Ergebnisse. So stellt man fest, dass 25-30jährige die im Vorschulalter länger auf die Süßigkeiten hatten verzichten können, sich nun leichter taten langfristige Ziele zu verfolgen, gefährliche Drogen zu meiden und ein höheres Bildungsniveau erreichten. Insgesamt waren sie belastbarer und anpassungsfähiger und hatten einen geringeren BMI. Was davon nun auf die damalige Fähigkeit des Belohnungsaufschubes zurückzuführen ist, lässt sich aber so einfach gar nicht beantworten.

Um es mit John Watson zu sagen: "Eine Prädispostion, bedeutet noch lange keine Prädetermination". Sprich: Nur weil man eine Veranlagung zu einem bestimmten Verhalten hat, heißt es noch lange nicht, dass man diese auch immer in jeder Situation zeigt. Wer nur schwer auf Schokolade/ Chips/ Zigarette verzichten kann, hat in erster Linie die positiven Eigenschaften vor Augen. Kann förmlich fühlen wie die Schokolade auf dem Mund zergeht, wie sich das Paprikaaroma der Chips ausbreitet und wie die Entspannung nach dem ersten Zug an der Zigarette eintritt. Man will dieses positive Gefühl sofort. Um Walter Mischel zu zitieren: "So hat ein verlockender, appetitiver Reiz eine erregende, motivierende Qualität […] die Wirkung, die ein Reiz auf uns hat, hängt also davon ab, wie wir ihn mental repräsentieren." Das heißt eben nichts anderes als zuvor gesagtes: Wir stellen uns vor wie es ist wenn wir uns jetzt gleich belohnen. Wir fühlen all diese positiven Dinge die dann eintreten werden. Und weil wir als Menschen stets davon getrieben sind unser Wohlbefinden hochzutreiben, wollen wir das gute Gefühl am liebsten sofort. Aufschieben ist schwierig.

Ich selbst halte mich wahrlich nicht für einen Experten in Sachen Selbstdisziplin. Immer wieder esse ich viel zu viele Süßigkeiten, stelle am nächsten Morgen fest, dass das letzte Bier schlecht war und mit dem Rauchen hab ich einige Male versucht aufzuhören. Gescheitert bin ich stets an meiner Disziplin. Aussenstehende sehen das jedoch zum Teil ganz anders. Sie betrachten andere Teile meines Lebens und melden mir eine hohe Selbstdisziplin zurück. Dass ich mich doch immer wieder zum Sport aufraffen würde, das Studium neben dem Beruf durchgezogen hätte und mich im Zuge dessen immer wieder selbst strukturiert hätte, dass ich mich auch wirklich zum lernen hinsetze. Es verhält sich also vielmehr so, dass man wohl beides sein kann: Selbstdiszipliniert und so gar nicht selbstdiszipliniert. Es kommt auf den Bereich an den man betrachtet.

Viele, viele, viele Leute berichten, dass sie haufenweise Süßigkeiten gegessen hätten, als sie mit dem Rauchen aufgehört hätten. Das lässt sich ganz einfach erklären: Selbstkontrolle zum Zeitpunkt 1 (Nein, ich rauche jetzt nicht) vermindert die Selbstkontrolle zu Zeitpunkt 2 (Nein, die Gummibären…. ach Scheiß drauf! Hab heute genug gelitten beim Nichtrauchen. Her mit den Gummibären! Und den anderen Krempel auch noch!).

Walter Mischel macht in seinem 350 Seiten starken Buch durch - gut verständliche populärwissenschaftliche Ausdrucksweise - deutlich was für erfolgreiche Selbstkontrolle nötig ist. Er hebt die wesentliche Rolle Exekutiver Funktionen hervor, ohne die wir keine Chance hätten unsere Ziele zu wählen und zu verfolgen. Die Exekutiven Funktionen zeichnen sich dabei durch 3 Merkmale aus:
1. sie erinnern uns an unser gewähltes Ziel
2. sie lenken unseren Blick auf den Weg den wir schon erreicht haben und zeigen uns auf, an welcher Stelle wir Korrekturen vornehmen müssen
3. sie hemmen impulsive Reaktionen

Es ist elementar, dass wir uns ein individuelles Ziel setzen, dass wir erreichen möchten. Ohne Zielsetzung kein Ansporn. Ohne Ansporn keine Anstrengung. Ohne Anstrengung keine Weiterentwicklung. Ob und in welchem Ausmaß uns Anstrengungen jedoch anspornen oder aber ermüden hängt von motivatonaler Bedeutung, Einstellungen, Standards und nuntja… eben Zielen ab. Auf unserem Weg zur Zielerreichung werden wir immer wieder aufschießende heiße Impulse abfangen müssen, sie durch unsere Kognition abkühlen müssen. Uns selbst vom Sinn und der Notwendigkeit des Wartens überzeugen müssen. Wie man seine heißen Impulse, sein Verlangen nach der Schokolade/ der Zigarette/ wasauchimmer abkühlt…. das ist so individuell wie alles am Menschen. Fakt ist: Es hilft sich in greifbarer Nähe eine Ersatzbelohnung bereit zu halten. Statt der Zigarette eben Gummibären. Statt der Gummibären nackte Frauen. Oder was anderes. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Schlussbemerkung: Als ich das Buch mit auf die Arbeit brachte schaute mich eine Kollegin schwer erstaunt an und sagte: "Und du liest ernsthaft 350 Seiten nur über Marshmallow-Projekte?!" - Ja und Nein. Aufhänger sind verschiedene Konzeptionen des Marhmallow-Tests. Mischel kommt auch immer wieder dorthin zurück. Aber eigentlich geht es vielmehr um Belohnungsaufschub, Willensstärke und Selbstkontrolle. Eingebettet in wissenschaftliche Forschungsarbeiten, eigene Beobachtungen und kurzen Erzählungen einzelner Probanden. Der Schreibstil ist für den Laien sehr gut nachvollziehbar, aber es scheint auch hinsichtlich wissenschaftlicher Gesichtspunkte gut fundiert und für den psychologisch vorgebildeten keineswegs langweilig, sondern recht unterhaltsam und kurzweilig.

Von was ich hier eigentlich die ganze Zeit rede: "
Der Marshmallow-Test: Willensstärke, Belohnungsaufschub und die Entwicklung der Persönlichkeit." Geschrieben von einem wichtigen Mann der Psychologie: Walter Mischel. Veröffentlicht 2015.

Sonntag, 10. Januar 2016

Campbell Barracks

Heute war Bürgertag. Es gab ein 'Stadtfest' innerhalb der Campbell Barracks, die leer stehen und vor sich hingammeln, seitdem die Amerikaner aus Heidelberg abgezogen sind. Diverse wichtige Menschen mit gewichtigen Geldbeuteln streiten sich nun seit geraumer Zeit über die Verwendungsmöglichkeiten. Mit der heutigen Veranstaltung hatte ich die Hoffnung verbunden mir das Gelände mal ansehen zu können, ohne Angst haben zu müssen sich vor einem entsicherten Maschinengewehr wiederzufinden. Darüber hinaus hoffte ich über Informationen was in den Gebäuden drin gewesen ist (eine einfache kleine Infotafel mit Name und Funktion des Gebäudes wäre durchaus ausreichend gewesen) und vor allem: was sind die weiteren Pläne mit den Gebäuden? Randläufig wären Fressbuden auch nett gewesen. Es schimpfte sich ja Bürgertag und Stadtfest. Es gab einen kleinen Platz mit drei Buden und einem Getränkestand. Vielleicht waren es auch zwei Getränkestände. Es gab auch ein großes Zelt aus dem man wegen akuter Reizüberflutung besser wieder gleich geflüchtet ist. Dort haben sich vor allem kleinere Heidelberger Wirtschaftsunternehmen profilieren wollen und kleine fancy Schlüsselanhänger für Geld an den Mann und die Frau bringen wollen. Man hätte sich wohl Vorträge dort anhören können. Aber erwähnte ich schon: REIZ-ÜBER-FLUTUNG. Viel zu viel irrelevanter Scheiß auf einem Fleck.

Wie dem auch sei. Der Tag war dennoch lohnenswert. Wir nutzten die Gelegenheit offener Türen und bahnten uns nichtsahnend unseren Weg durch ein Gebäude. Nutzten weitere sperrangelweit offen stehende Türen. Nachdem wir nach über einer Stunde wieder aus einem Gebäude rausgestolpert waren, wurden wir vom Sicherheitsdienst dann sogleich wieder zum Besucherstrom zurückgeführt. Diese Gebäude seien nicht zur Besichtigung vorgesehen gewesen, erklärte man uns leicht angesäuert. Aha. Dann hätte ich an eurer Stelle mal die Türen abgeschlossen. Oder eine Banderole davor gehängt. Wir hatten somit aber immerhin Gelegenheit ein paar Fotos zu machen. Ich meinerseits heute nur mit dem iPhone.


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Generation Y - Wieso, Weshalb, Warum. Und wofür eigentlich?

Was die Generation Y ausmacht wird in diesem Wikipedia-Artikel eigentlich gut erläutert. Aber um es noch mal kurz zusammenzufassen: Wer zwischen 1977 bis 1998 geboren wurde, zählt zu dieser Generation. Während die Elterngeneration mal irgendwann eine Ausbildung absolviert hat und in diesem Job häufig bis zum Rentenalter arbeitet (oder gearbeitet hat) und die Elterngeneration auch für viele Sachen gekämpft hat, scheint das Verhalten in meiner Generation eher geprägt von Ziellosigkeit, Treibenlassen, Nicht-festlegen-wollen und dem Streben nach dem Besseren.

Genauer betrachtet ist das Verhalten gar nicht so ziellos wie es nach aussen hin wirkt. Wir sind aufgewachsen in einer Welt in der sich - nicht zuletzt durch massive technologische Errungenschaften - unzählige Möglichkeiten ergeben. Eine Entscheidung zu treffen wohin man im Leben will, welche Ziele man erreichen will, ist nicht wirklich einfach. Und es wird umso schwieriger wenn man so viele Möglichkeiten präsentiert bekommt. Wenn man erzogen wurde mit dem gut gemeinten Wissen: "Du kannst alles werden was du willst". Aber was will ich eigentlich? Wer bin ich überhaupt? Und wer sind all diese anderen Menschen? Sind es Konkurrenten, oder sind es Freunde die mir auf meinem Weg Unterstützung bieten können? Generation Y ist als Bezeichnung nicht ganz unberechtigt. Ich weiß nicht wie es in den Generationen vor mir oder nach mir war. Ich weiß nur, dass sich in meinem Bekanntenkreis (der sich oh Wunder! auf das Altersspektrum von 23 - 36 bezieht) viel hinterfragt wird. Jeder ist irgendwie auf der Sinnsuche und fragt sich was seine großen Ziele im Leben sind. Meine Eltern hatten in dem Alter schon zwei Hosenscheisser zu Hause und ganz andere Probleme (vermute ich).

Ich (und eben auch alle meine Bekannten) stehen aber vor einem Bällchenbad voller Möglichkeiten und Optionen. Ich für meinen Teil hab eine Ausbildung angefangen, in dem Wissen, dass der Job mich nicht bis zum Eintritt des Rentenalters erfüllen wird. Aber: Ich kann ja alles werden was ich will. Glücklicherweise hab ich mich irgendwie zum Abitur durchgeschleppt und mir standen damit in der Tat mannigfaltige Möglichkeiten zur Verfügung. Nach der schulischen Ausbildung springen wir alle voll motiviert in eben jenes Bällchenbad. Und je tiefer wir graben, desto gewisser wird eines: Eine Qualifikation allein wird nicht ausreichen. Die Zukunft ist ungewiss. Zusätzlich zu Plan A, brauchen wir Plan B. Und Plan C. Und wenn das nicht funktioniert müssen wir uns ganz flexibel wie ein Aal durch das Bällchenbad schlängeln und uns einen anderen Platz suchen.

Wir haben Angst uns festzulegen. Wir haben Angst, dass der Job den wir machen uns nicht erfüllt. Verdammt! Wir suchen allen Ernstes nach dem Sinn und der Erfüllung. Wollen ein besseres Leben als alle anderen. Wir wollen auf diese abgefahren bunte Wiese und als glückliche Einhörner Regenbögen pupsen. Wir tun uns schwer uns mit dem Mittelmaß zufrieden zu geben. Wir wollen es besser machen als die anderen. Streben nach Zieloptimierung. Manche verlieren das Leben darüber hinaus aus den Augen. Sie haben soviel Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen, dass sie sich gar nicht mehr festlegen wollen. Serielle Monogamie war gestern. Heute finden sich in meinem Umfeld hier und da polyamouröse Beziehungen und Bestrebungen. Polyamorie ist nicht zu verwechseln mit offenen Beziehungen. Es geht nicht um das Sammeln von One Night Stands sondern um das Aufbauen von langfristigen (Liebes-)Beziehungen mit mehreren Menschen. Das Konzept ist für mich gewissermaßen ein Sinnbild für diese Generation. Man legt sich nicht fest. Aber irgendwie auch doch. Man baut sich eine Beziehung zu Partner A und Partner B auf. Vielleicht auch noch Partner C. Oder doch was ganz was anderes. Man hat Angst was zu verpassen. Angst sich besseren Möglichkeiten zu verschließen, sofern man sich selbst vom Markt nimmt, weil man sich auf einen Partner festgelegt hat. Wer sich mehrere Partner sucht, hat evolutionäre Vorteile. Da kann der Vater für die Kinder dabei sein, der Partner mit dem man ins Ballett geht und die Partnerin mit der man Berge besteigt. Wir können alles werden was wir wollen! Wir müssen uns nicht mal auf ein Geschlecht festlegen. Werde bei der Partnerwahl, noch bei uns selbst. Facebook bietet 60 Möglichkeiten sich selbst irgendwo auf der Gender-Skala einzusortieren. What the Fuck!? 54 der Begrifflichkeiten kenne ich nicht mal.

Die Sache mit der Partnerwahl…. Würde ich jedesmal einen Kurzen trinken, wenn mir einer sagt, dass er sich für beziehungsgestört und bindungsunfähig hält, ich wäre von morgens bis abends voll. Ihr habt alle keine Beziehungsstörung und ihr habt auch alle keine Bindungsstörung (also gut, die Meisten von euch nicht). Ihr seid aber alle Opfer geworden von der Sehnsucht, als pupsendes Einhorn über eine Blumenwiese zu hüpfen. Und ihr seid auch alle Opfer von Partnern geworden, die euch genau aus den Gründen verlassen haben (oder gar nicht erst wollten), weil diese nach der Einhornwiese suchen. Wir sind alle Opfer unserer Angst, dass wir uns mit weniger als der Blumenwiese zufrieden geben. Das wir kein Einhorn sein können. Oder nein. Dass wir ein Einhorn sein könnten, aber die falschen Entscheidungen treffen und uns die Tür zur saftigen Pupswiese verschlossen bleibt.


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Aber liebe Eltern. So schlimm sich das jetzt auch anhört: Es geht uns nicht schlecht. Wir brauchen nur etwas länger als ihr um herauszufinden was wir aus unserem Leben machen wollen. Unsere Ausbildung ist vermutlich erst abgeschlossen wenn wir 35 Jahre als sind. Ob wir dann schon unseren Partner fürs Leben gefunden haben (oder wenigstens für die nächsten drei Jahre…) Sorry. Wir wissen das nicht. Wie sollen wir denn wissen, was sich noch für Möglichkeiten ergeben? Ihr habt uns gesagt: Ihr könnt alles werden was ihr wollt. Und wir versuchen genau das. Wir müssen nur erst rausfinden, was wir werden wollen, wenn wir mal groß sind. Und wir wollen uns immer gern die Option offenhalten zuzuschlagen, sollte sich eine bessere Aussicht bieten.

Keine Sorge: Für jeden von uns kommt irgendwann der Tag, an dem wir merken, dass wir schon längst Einhörner sind. Dass wir schon längst über die Blumenwiese schweben und das wir jede Möglichkeit haben glücklich zu werden. Wir werden vermutlich immer Angst haben etwas zu verpassen. Aber wir sind dann cool damit. Weil wir wissen, dass wir alles werden können was wir wollen. Weil wir oft genug unsere Prioritäten und Fahrtrichtung geändert haben. Weil wir verschiedene Ausbildungen gemacht haben. Weil wir nicht ganz nach unten fallen. Weil wir neben Plan A und B, flexibel sind uns auch was anderes auszudenken.

Dienstag, 5. Januar 2016

Shortcut: Silvester, Flüchtlinge und Übergriffe.

Nur mal so am Rande, weil man in den sozialen und unsozialen Medien ja gerade wieder meint ausrasten zu müssen und voreilige Schlüsse aus Vorkommnissen zieht, deren Randbedingungen uns allen reichlich unbekannt sind:

Wäre ich ein kleinkrimineller Intensivtäter mit dem Tätigkeitsschwerpunkt 'Taschendiebstahl' würd ich mir wohl ein paar meiner Diebeskumpels suchen und mich an einen Ort begeben an dem viele Menschen sind, die im besten Falle schon etwas betrunken sind und an einem wo es laut ist. Möglicherweise in Kleingruppen an Silvester Leute beklauen.

Wäre mal so ein alternatives Erklärungsmodell zu 'Oh Gott, die Flüchtlinge werden uns alle umbringen!'

Und nur zur Klarstellung: Ich bin weder kleinkriminell noch Intensivtäter. Ich geh nicht mal bei rot über die Ampel, was diverse Menschen zu spontanen Heiterkeitsanfällen verleitet.

Montag, 4. Januar 2016

Zurück im Training.

Neues Jahr - Neues Glück. Hart war die Wartezeit. Irgendwann hab ich mir selbst als Deadline das neue Jahr gesetzt. Solang wollte ich aushalten und meinem Fuß noch größtmögliche Schonung zukommen lassen. Hin und Wieder bin ich mal mit dem Rad gefahren, oder hab im freien Hallentraining ein wenig auf niedrigem Niveau trainiert. Immer mit Rücksicht auf den Fuß. (Für alle Unwissenden: Im August bin ich beim Bouldern von der Wand gefallen und auf der Matte umgeknickt. Ergebnis war ein Knochenödem, Bänderriss und eine obligatorische Sehnenscheidenentzündung. Und ein immens dicker und schmerzhafter Fuß).

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Am Sonntag das erste richtige Parkour-Training wieder. Und: Es läuft! Die Menschen in meiner Umgebung scheinen meine Euphorie darüber nur begrenzt nachvollziehen können, aber das ist okay so. Ich hab so viele Wochen auf diesen Tag gewartet und hab jetzt höllischen Muskelkater, aber dem Fuß gehts soweit gut. Also werd ich auch wieder mit dem Lauftraining einsteigen und bald auch wieder zum Bouldern gehen. Das wird ein Super-Frühling! (Winter wurde gecancelled.)

Samstag, 2. Januar 2016

5 Miles Lake.

Was schenkt man denn den Lieben? Nach kurzer Überlegung fiel die Wahl 2015 auf Bilder. Ich durchsuchte also den Flickr-account meines Vaters nach einem Bild aus Kanada. Nach der Geschenküberreichung wusste ich dann auch dass der See sich "Five Miles Lake" nennt. Gegenüberstellung Foto - Bild:

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So war das. Bisschen kitschig ist es dann ja doch.

Samstag, 26. Dezember 2015

Big Five for Life.

Das Leben ist zu kurz um es mit Smalltalk zu verbringen. Warum also sprechen wir so oft über belanglose Dinge wenn wir einander treffen? Warum nutzen wir nicht die Zeit die wir haben für Gespräche über wirklich interessante Sachverhalte? Über uns als Person, wie wir leben, warum wir so leben, was unsere individuelle Persönlichkeit jeweils ausmacht? Manchmal habe ich die Befürchtung, dass viele Menschen gar nicht so recht wissen was sie ausmacht.

John Strelecky wirft in seinem Buch "The Big Five for Life - Was wirklich zählt im Leben" die Frage nach dem Zweck der Existenz auf. Er scheint sich im Buch vordergründig an Führungskräfte zu richten. Postuliert, dass der Zweck der Existenz des Individuums zum Zweck der Existenz des Unternehmens passen müsse, da man ansonsten Mitarbeiter bezahlen würde, die unproduktiv seien, da sie ausschließlich zum Lebensunterhalt arbeiten gehen würden und ansonsten in einem nicht allzu geringen Ausmaß mit dem Job ziemlich unzufrieden seien. Laut Strelecky werden Mitarbeiter ein Burnout erreichen, wenn sie Überstunden machen um etwas zu erreichen, was ihnen nicht wichtig ist. Überstunden die nur dem Zweck dienen, Geld aufs Konto zu bringen um am Ende damit aufhören zu können. In der Tat ist die Frage nach dem Zweck der Existenz nicht nur für Unternehmen wichtig, sondern für jeden einzelnen. Wie kann man ein glückliches und erfülltes Leben führen, wenn man gar nicht weiß wo seine eigenen Prioritäten liegen?

Wie definieren wir Erfolg, wenn wir nicht wissen was wir erreichen wollen? Wir können selbst definieren was als Erfolg gelten soll, wenn wir unsere eigenen Big Five kennen. Also ein Bewusstsein für die fünf Dinge haben, die wir tun/ sehen/ erleben möchten bevor wir sterben.

Im Buch wird eine einfache Formel präsentiert: K + A < O. Kosten und Aufwand sollen geringer sein als das Output. Was zunächst logisch klingt birgt eine Gefahr: Bei Berechnung der Kosten und des Aufwands schreckt man häufig zurück und führt eine Maßnahme nicht durch. Anstatt sich das Output anzusehen und zu überlegen ob sich Kosten und Aufwand lohnen. Das klingt trivial - weil es das ist. Solange das Outcome größer ist als Kosten und Aufwand zusammengenommen, lohnt sich die Unternehmung.

Am Ende ist das Buch doch wieder nur für Führungskräfte geschrieben: "In jedem Moment unserer Existenz sind wir dazu aufgerufen zu führen, selbst wenn es lediglich dem Zweck dient, uns selbst zu führen."

Fazit: An dieser Stelle überlege ich, wem man dieses Buch empfehlen könnte…. Vermutlich jedem, der irgendwie mehr vom Leben erwartet und erhofft, aber nicht weiß wo er anfangen soll. Im Endeffekt wird im Rahmen einer netten kleinen Geschichte die Message verpackt, dass jeder seines Glückes Schmied ist, dass man sich selbst führen muss und dass man erstmal für sich selbst rausfinden muss, was einem wichtig ist im Leben, und was man erlebt und erreicht haben möchte bevor man stirbt. Im besten Falle hat man nach der Lektüre eine leichte Idee von seinen eigenen Big Five. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, das man danach noch mehr Fragen hat. Denn was einem das Buch nicht gibt sind eben jene individuellen Big Five. Die muss man schon noch selbst rausfinden.