Ein Freund von mir sucht (mehr oder minder aktiv) eine Partnerin. Das sorgt in unseren Unterhaltungen immer wieder für interessante und spannende Stories, schon allein, weil es unfassbar spannend ist andere Menschen und deren Lebensweise kennen zu lernen. Zumindest im Ansatz. Und es sorgt für überaus erstaunliche Einblicke in die scheinbar völlig verquere Gefühlswelt unserer Generation. (Wobei ich mich eigentlich nicht auf die eine Generation beschränken will, weil ich in der Tat gar nicht weiß, ob das ein aktuelles gesellschaftliches Drama ist, oder ob es schon zuvor alles so irrwitzig war).
Also was erzählte er mir?
Es beginnt ganz klassisch: Die Verkäuferin seiner Lebensmittel fand er ganz attraktiv und freundlich und je öfter er dort einkaufen ging, desto netter fand er sie. Irgendwann gingen sie aus, aßen leckere Sachen und unternahmen unterhaltsame Dinge. Bevor sich die freundschaftliche Beziehung intensivieren konnte wurde es - für mich - interessant. Die Dame erzählte ihm von irgendeinem Typ mit dem sie zeitgleich zu den Treffen mit ihm eine intimere Beziehung gepflegt habe, aber emotional sei das für sie nicht so interessant. Gegenüber meinem Freund sei es aber eher irgendwie anders rum. Und bevor sie sich da weiter emotional engagiere und die Beziehung intensiver und intimer würde, wolle sie gerne wissen wie es nun bei ihm aussähe. Genau. Es klingt irgendwie verdreht und kompliziert. Mein Freund sah mich recht entgeistert an und fragte mich, was das denn für ein Konzept sei. Was das solle. Ob das vielleicht emotionales Outsourcing sei. Hier vögeln und dort fühlen?! Ich musste lachen. Nicht zuletzt weil er eine ganz spezielle Art hat solcherlei Dinge zu erzählen.
Emotionales Outsourcing. Der Begriff blieb mir im Kopf. In den Tagen danach begegnete mir dieses 'Konzept' auch in ganz anderen Kontexten. Und zwar gar nicht mal so selten. Da werden Gefühle und Emotionen in Situation und an Personen abgeladen die damit überhaupt gar nichts zu tun haben. Um mal ein wenig abstraktes Beispiel zu wählen:
Was haben wir getan? Wir haben unseren Frust - der im Ausgangspunkt äußerst wenig mit dem mangelhaft verpackten Artikel zu tun hatte - an einer Stelle abgeladen wo er überhaupt gar nichts zu suchen hatte. Haben unsere Emotionen outgesourced. Und wir sind täglich von solchen Menschen umgeben. Jeden Tag sind wir mit Menschen konfrontiert, die ihren emotionalen Müll bei uns abladen und wir stehen in der Regel ziemlich irritiert da und fragen uns, was wir nun eigentlich gemacht haben. An manchen Tagen nehmen wir uns sowas sehr zu Herzen und an anderen Tagen merken wir ganz klar, dass wir damit überhaupt nichts zu tun haben und man gerade nur als Mülleimer missbraucht wird.
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